01.11.2012 von Karoline Schnepps

Ein Plädoyer für die immergrünen Pflanzen

Jetzt bitte nicht gleich in der Luft zerreißen ....
.... ich weiß, ich bin selber in einem Latschen und Fichten besetzten, perfekt-rasen-grünen Garten groß geworden. Jedem Gänseblümchen wurde der Garaus gemacht, und ich habe lange gebraucht, bis ich wieder Zugang zu diesen "nadeligen" Pflanzen bekam.
Die Fichten-Monokulturen und eintönigen Thujen-Hecken tun das ihrige zum negativen Eindruck dazu.

Kiefern Schottland

Aber durch Räuchern von den wunderbaren Harzen, unsere einheimische Alternative
zum Weihrauch, habe ich mich langsam wieder den "Immergrünen" angenähert.
Und wenn man eine mächtige Fichte (früher Lebens-, Schutz- und Mutterbaum) oder
eine feurige, windzerzauste Kiefer in den Bergen sieht, spürt man die gewaltige,
Sicherheit gebende Ausstrahlung dieser Bäume.

In Schottland sah ich zum ersten Mal eine ausgewachsene Thuja (Lebensbaum). Der
Blick wanderte von mir Menschlein hinauf in Schwindel erregende Höhe, Ehrfurcht
gebietend und majestätisch.

 

 

Zugegeben, Fichte, Tanne & Co., haben im Garten nichts verloren. Sie werden viel zu groß. Sie haben einfach nicht genug Platz, um ihre Atmosphäre auszudrücken. Dazu brauchen sie die Freiheit und auch die Wildheit der Natur.

herbstwald

 

Das Bild der Wälder wird jetzt bunt, die Naturkräfte ziehen sich in die Unterwelt,
ins Erdreich zurück. Gut dass in einem Mischwald auch so manche Fichte und Tanne
steht. Sie halten die grüne Vegetationsenergie bis ins nächste Jahr. Sie geben uns
das Versprechen, dass das Leben spendende Grün im nächsten Jahr wiederkommt.

fichtenzweig

 

 

Das war auch die Aufgabe des "Weihnachtsbaumes", man holte sich immergrüne Äste
ins Haus, um sich daran zu erinnern, dass das Licht wiedergeboren wird.

 

Eibe, Thuja, Wacholder, etc., in ihren kleineren Zuchtformen können wir aber in unsere Gärten setzen.

"Ja, aber .... die stehen ja immer auf dem Friedhof!"  ich höre schon den Aufschrei.
Na klar stehen die auf dem Friedhof, sie haben nämlich immer was mit Tod und Wiedergeburt zu tun, mit Abschied und Neubeginn. Sie sind Grenzgänger die trennen, prüfen, und uns aber auch gut geschützt auf die andere Seite begleiten.

Zuerst war die Bedeutung da, dann wurden sie auf den Friedhof gesetzt, als Grabbeigabe dazu gelegt und verräuchert.

Jetzt fängt bald die Ahnenzeit, die dunkelste Zeit im Jahr, an. Genau jetzt helfen sie uns beim Übergang in den nächsten Jahreszyklus, beim Kontakt mit der Anderswelt.

 

Aber auch im Garten können sie uns helfen einen sicheren Übergang, eine Grenze, zu schaffen. Besonders die giftigen Nadelbäume, wie Eibe und Thuja, grenzen ab, verschaffen Schutz.
Säulig gesetzt betonen sie zusätzlich das Feuerelement, den Wächtercharakter.

Auch Wacholder (auch ihn gibt es säulig) schützt uns. Wenn man sich ihm zu sehr nähert, zahlt man meistens Blutzoll, so stachelig ist er. Beim Räuchern, ebenso beim Kochen, geben uns seine Nadeln und Beeren aber Reinigung, Kraft und Stärke.

 

Den Buchs kann man ebenfalls als Grenze einsetzen, schon Paracelsus
verwendete ihn schutzmagisch.
Außerdem bringt er, sowie auch die anderen Immergünen, Struktur und
Ordnung in den Garten, auch wenn alles Andere sich im herbstlichen
Chaos auflöst oder sich im Frühling erst zaghaft die ersten grünen
Triebe zeigen.

So, ich hoffe, ich habe diese großartigen Pflanzen, denen unsere Ahnen
so viel Respekt gezollt haben, wieder in ein besseres Licht gestellt.

Ich wünsche Euch eine gute Übergangszeit, ein friedvolles Innehalten
und einen guten Austausch mit Euren Ahnenkräften

 

Karoline

« Herbst Tag- und Nachtgleiche Die Rau(ch)nächte »